„Vom Dunkel ins Licht“ – Ein bewegender musikalischer Aufbruch mit dem JugendSinfonieOrchester Bruchsal
Mit einem eindrucksvoll gestalteten Jahreskonzert hat das JugendSinfonieOrchester Bruchsal (JSO) am Samstagabend im vollbesetzten Rechbergsaal des Bruchsaler Bürgerzentrums unter Beweis gestellt, wie tief Musik berühren und zum Nachdenken anregen kann. Unter dem Motto „Vom Dunkel ins Licht“ entfaltete sich ein dramaturgisch klug aufgebautes Programm, das die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine emotionale Reise mitnahm – vom Zwielicht innerer und äußerer Konflikte hin zu Hoffnung und Licht.
Geleitet wurde das junge, 54-köpfige Ensemble von Matthias Böhringer, der seit April 2024 am Dirigentenpult des JSO steht. Der ehemalige MuKs-Schüler brachte hörbar frische Impulse, eine klare künstlerische Handschrift und spürbare Begeisterung für sinfonische Klanggestaltung mit.
Bereits der Auftakt mit dem ersten Satz aus Beethovens 4. Sinfonie überzeugte durch Klarheit, rhythmische Präzision und ein feines Gespür für Kontraste zwischen Spannung und Auflösung. Besonders bemerkenswert war das dynamische Wechselspiel zwischen den Stimmgruppen, das den erzählerischen Charakter der Musik lebendig werden ließ.
Es folgte Max Regers ergreifende Choralbearbeitung „O Mensch, bewein dein’ Sünde groß“, deren tiefgründige Melancholie in einer eindrucksvoll getragenen Interpretation durch das Orchester erlebbar wurde. Die Übergänge ins Licht zeichnete schließlich die dramatisch angelegte Ouvertüre aus Mendelssohns Oratorium Paulus nach – eine musikalische Wandlung vom Saulus zum Paulus, die durch eine gewählte Moderation des Dirigenten angekündigt wurde.
Nach der Pause betrat mit Parina Kiyanvash eine junge Solistin die Bühne, deren berührende Darbietung von Themen aus John Williams’ Schindlers Liste zu den bewegendsten Momenten des Abends zählte. Die sensible, fein nuancierte Spielweise der jungen Geigerin, unterstützt vom einfühlsam begleiteten Orchester, ließ den Konzertsaal für einen Moment den Atem anhalten.
Im zweiten Konzertteil standen orchestrale Bearbeitungen großer Filmmusiken im Zentrum – darunter John Williams’ Star Wars, Musik aus The Prince of Egypt von Stephen Schwartz und kraftvolle Szenen aus How to Train Your Dragon von John Powell. Hier konnte das JSO seine ganze klangliche Bandbreite entfalten: von leisen, atmosphärischen Passagen bis zu mitreißenden Klangwellen voller Energie und Spielfreude.
Ein besonderes, künstlerisches Plus bot die visuelle Begleitung durch die Fotoklasse der MuKs, die das Konzertmotto mit einem stimmigen Bildband visuell aufbereitet hatte. Die Fotografien, thematisch eng mit der Musik verknüpft, verstärkten den emotionalen Eindruck und machten den Abend zu einem ganzheitlichen Kunsterlebnis.
Am Ende feierte das Publikum die jungen Musikerinnen und Musiker mit langanhaltendem Applaus und stehenden Ovationen – ein verdienter Lohn für ein Konzert, das sowohl musikalisch als auch konzeptionell Maßstäbe setzte. Der Weg „vom Dunkel ins Licht“ war nicht nur Thema, sondern wurde an diesem Abend auf berührende Weise hör- und spürbar gemacht. Der Weg des JSO geht zunächst nach Wien, wohin sie am Morgen nach dem Bruchsaler Konzert aufbrachen. Dort wartet unter anderem ein Konzert im weltberühmten Stephansdom – ein weiteres Highlight für die jungen Musizierenden, das in den Köpfen lange nachwirken wird.