Very British! – Konzert mit Blockflötenmusik aus England in der MuKs

Irgendwie ist das Vereinigte Königreich das Mutterland der Blockflöte. Schon Heinrich VIII hatte eine Sammlung von fast 60 Blockflöten verschiedener Größe in seinem Inventar. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren professionelle wie dilettierende Spieler in London geradezu verrückt nach dem Klang des Instrumentes. So ist es nicht verwunderlich, dass auch bei der Wiederentdeckung des vermeintlich schlichten Blasinstrumentes zu Beginn des 20. Jahrhundert wesentliche Impulse von der Insel ausgingen. So entstanden hier einige zeitgenössische Kompositionen, die das Instrument auf hohem künstlerischem Niveau erscheinen lassen. Dass die jeweiligen Komponisten sich dabei von den auf dem Kontinent zeitgleich herrschenden avantgardistischen Strömungen fernhielten, entspricht in bestem Sinne typisch britischer Eigenart.

 

Der Blockflötist Ulrich Enters, seit Beginn des Jahres Lehrkraft für Blockflöte an der Musik- und Kunstschule (MuKs) Bruchsal, widmete sich gemeinsam mit der Pianistin Erina Beutelspacher diesem selten zu hörendem Repertoire. Enters agierte dabei mit großer Virtuosität, Intonationssicherheit und Ausdruckswillen, die er voll und ganz in den Dienst der Werke zu stellen wusste. Erina Beutelspacher war ihm dabei eine äußerst sensible und facettenreich gestaltende Partnerin am Flügel. Gordon Jacobs abwechslungsreiche „Suite“ aus dem Jahre 1958, ursprünglich für Blockflöte und Streichquartett geschrieben, pendelt zwischen ernsthaften Ausdruck und tänzerische Ausgelassenheit hin und her. Besonders in den rhythmisch subtilen Passagen wussten die beiden Musiker durch präzises Zusammenspiel zu überzeugen. Äußerst apart kam die abschließende Tarantella gespielt auf der Sopranino-Blockflöte daher.

 

Colin Hands „Sonatina“ spricht eine herbere Sprache. Ulrich Enters zeigte vor allem im langsamen Satz Farbenreichtum und Dynamik durch Verwendung alternative Griffe, bevor das kleine Stück im kraftvoll-motorischen 3. Satz humorvoll seinen Abschluss fand. Zwei weniger bekannte Werke für Piano solo standen ebenfalls auf dem Programm. Erina Beutelspacher interpretierte mit großer Intensität und Ausdruckskraft „Three Serious Dances“ von E.D. Bowen und „A Fairy Tale“ von Frank Bridge, dem Lehrer Benjamin Brittens. Die Märchenstücke mit ihrem impressionistisch-malenden Farbenspiel waren durchaus eine Entdeckung. Aufgelockert wurde das Programm durch je zwei Improvisationen über Folksongs – das berühmte „Greensleeves“ durfte natürlich nicht fehlen – , sowie 2 Maskentänze aus dem 16. Jahrhundert. Die abschließende „Scottish Suite“ von Norman Fulton gipfelte dann in einem folkloristischen Reel, bei dem beide Musiker noch einmal ihr gesamtes Können aufblitzen ließen. Starker Beifall im gut besuchten Rimolini-Saal und ein Japanisches Frühlingslied als Zugabe setzten den Schlusspunkt.